Integration und Inklusion für alle - nur nicht für die Alten?






Integration und Inklusion heißen zwei der meiststrapazierten Schlagworte in der politischen Diskussion der Gegenwart. Manche träumen davon, jeden der nach Deutschland kommt, zu integrieren. Andere meinen, die gesamte Gesellschaft müsse sich umbauen, um auch den ungewöhnlichsten Einzelinteressen gerecht zu werden. Man sollte darüber diskutieren. Das werden wir auch. Hier geht es jedoch darum, dass im Gegensatz dazu gegenwärtig eine große Gruppe immer mehr an den Rand gedrängt wird und schließlich nur noch zum Ausbeutungsobjekt einer profitorientierten Gesellschaft taugt. Gemeint sind ältere Senioren, die den gesamten Wohlstand, von dem gegenwärtige Generationen zehren, aufgebaut haben.



Es gibt viele fitte Alte, die ihren Ruhestand genießen oder sich aus eigener Kraft engagieren und in die Gesellschaft einbringen, aber auch Ältere, die der Schnelligkeit des modernen Alltags und dem täglichen Leistungsdruck nicht gewachsen sind. Für die hat sich die Gesellschaft etwas neues einfallen lassen: Die Pflegeversicherung und die Altenheime. Es gibt sicher Beispiele von gut geführten Heimen oder exklusiven Seniorenresidenzen. Den Alltag jedoch bestimmen Altenverwahranstalten mit wenig Kontakt zur Außenwelt. Es gibt tatsächlich Senioren, die obwohl geistig rüstig und auch körperlich nicht völlig verfallen, ihr Heim jahrelang nicht ein einziges Mal verlassen und ihr Wissen um die Welt und selbst ihre nähere Umgebung nur aus dem Fernsehprogramm und der Presse beziehen.



Die Pflegeversicherung generiert jährlich Milliardeneinnahmen, die großteils in die Hände privater oder scheinbar gemeinnütziger Unternehmen gelangen. Sozialämter bezuschussen die Unterbringung der Alten in Heimen mit weiteren Milliarden aus Steuergeldern. Und das Ergebnis ist zum Teil beschämend. Die Pflegeversicherung in ihrer jetzigen Form ist gescheitert. Solange diese nicht grundsätzlich reformiert oder durch ein besseres System abgelöst ist, fordern wir zumindest die sofortige Anhebung der Pflegesätze für pflegende Angehörige im privaten Umfeld, damit mehr Angehörige in die Lage versetzt werden, ihre Alten selbst zu versorgen und diese nicht aus
wirtschaftlichen Gründen der Pflegelobby überlassen, die aus dem vielleicht gut gemeinten Projekt inzwischen ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt hat.

Grundsätzlich bedarf es jedoch eines generellen Umdenkens. In den Großfamilien anderer Kulturkreise käme niemand auf die Idee, die Alten derart zu isolieren. Auch schwächere und behinderte ältere Menschen können ihren Beitrag im Alltag leisten. Während die Bewohner in vielen Alteneinrichtungen von der Mitarbeit völlig ausgeschlossen sind, können Sie sich im familiären Umfeld vielfältig betätigen, wenn dabei Fähigkeiten aber auch Leistungsgrenzen beachtet werden. Sinnvolle Betätigung erhält fit, Gebrauchtwerden und Anerkennung fördern Selbstbewusstsein und Lebensglück.
Und da wo es keine familiären Bindungen mehr gibt oder Teilhabe in der eigenen Familie aus anderen Gründen auch bei besserer Förderung nicht möglich ist, sollte die Unterstützung Projekten zu Gute kommen, die generationenübergreifende Wohn- und Lebensmodelle auch außerhalb der Familie anbieten.

Bild Große Familie PantherMedia / amelaxa